Vom 25. bis zum 27. September 2024 fand das alljährliche Freiwilligentreffen in Berlin statt. Dieses Mal waren sieben Freiwillige und vier Begleitpersonen aus der ganzen Bundesrepublik angereist. Punktuell gesellten sich auch Freiwillige vom Bund Deutscher Amateurtheater e.V. hinzu, so dass wir zeitweise eine 20-köpfige Gruppe bildeten.
Tag 1: Ein unvergleichlicher Auftakt in Berlin
Um 14:30 Uhr trafen wir uns in der Hotellobby, wo sich alle Teilnehmenden zu einer lockeren Begrüßungs- und Kennenlernrunde versammelten. Die Vorfreude auf die kommenden Tage war deutlich spürbar, während wir gemeinsam den Ablauf der Reise besprachen und letzte Fragen klärten. Ein bunter Mix aus Persönlichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein konnten, schuf von Beginn an eine lebendige Atmosphäre.
Gegen 16 Uhr machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Kreuzberg. Mitten durch die chaotische Berliner Rush Hour bahnten wir uns unseren Weg, und der Trubel der Stadt wirkte fast wie eine Metapher für das, was uns an diesem Abend erwarten würde. Doch die lockere Stimmung im Bus ließ uns das Gedränge vergessen, während wir gespannt auf unser erstes Ziel zusteuerten.
Um 17 Uhr erreichten wir den Golgatha Biergarten. Die Erwartungen an das Abendessen waren hoch – immerhin sollte ein gemütlicher Biergarten mitten in Kreuzberg eine willkommene Erholung sein. Doch das Angebot und die Atmosphäre des Ortes entpuppten sich als eher ernüchternd: das Essen war mittelmäßig, und der Ort wirkte etwas lieblos. Doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch – es wurde gelacht, und so manche kleine Enttäuschung verschwand schnell in guter Gesellschaft.
Gegen 18 Uhr fuhren wir weiter zum Flughafen Tempelhof, wo eine Einführung zu Georg Friedrich Händels MESSIAS auf dem Programm stand. Das Foyer des alten Flughafens bot eine beeindruckende Kulisse: weitläufig, mit hohen Decken, die förmlich nach Geschichte rochen. Die Kombination aus moderner Nutzung und historischem Ambiente verlieh dem Ort eine faszinierende Magie. Wir konnten kaum glauben, dass wir uns gleich in einem ehemaligen Flugzeughangar wiederfinden würden, um einen der größten Klassiker der Musikgeschichte zu erleben.
Die Aufführung von Händels MESSIAS um 19 Uhr begann fulminant, doch was folgte, war ein Abend, den keiner von uns so schnell vergessen würde. Mehrmals musste die Aufführung unterbrochen werden: erst wegen eines Sanitätereinsatzes, dann, weil es durch das undichte Dach hineinregnete. Als das Wasser auf die Bühne schwemmte und sich langsam Pfützen bildeten, wurde es fast surreal – eine Inszenierung, die ihresgleichen suchte. Einige Teilnehmende verließen die Veranstaltung in der Pause, doch der Großteil unserer Gruppe blieb – entschlossen, dieses Abenteuer bis zum Ende mitzuerleben. Trotz aller Widrigkeiten erlebten wir einen unvergesslichen Abend – ein Beweis dafür, dass auch die ungewöhnlichsten Momente oft die beeindruckendsten sind.
Tag 2: Ein Tag voller Geschichte und Begegnungen in Berlin
Um 9 Uhr begann unser zweiter Tag mit einer gemeinsamen Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bundestag. Vor dem Besuchereingang trafen wir uns mit Freiwilligen des Bundes Deutscher Amateurtheater e.V., die uns den Tag über begleiteten.
Um 10 Uhr folgte der Höhepunkt des Vormittags: der Besuch einer Plenarsitzung im Bundestag. Das Thema der Sitzung, das 4. Bürokratieentlastungsgesetz und das Sicherheitspaket, fesselte die Aufmerksamkeit der Gruppe. Es war spannend, den Abgeordneten bei ihrer Debatte zuzusehen und einen hautnahen Eindruck von der politischen Arbeit im Herzen Deutschlands zu bekommen. Nach der Sitzung hatten wir die Gelegenheit, die beeindruckende Reichstagskuppel individuell zu besichtigen. Der Rundblick über Berlin ließ uns die Größe der Stadt in ihrer ganzen Vielfalt erfassen.
Um 12:30 Uhr ging es mit der U-Bahn weiter zum Roten Rathaus. Die Führung durch die historischen Räumlichkeiten des Berliner Wahrzeichens war faszinierend. Wir starteten im Foyer mit seiner beeindruckenden Treppe und erhielten sowohl Einblicke in die historische Nutzung und Bedeutung des Gebäudes als auch Erklärungen zur Arbeitsweise der kommunalen Politik. Es folgte ein Blick in den Louise-Schroeder-Saal, wo Koalitionsverhandlungen und Konferenzen stattfinden. Doch der beeindruckendste Raum war wohl der Säulensaal, dessen Kreuzrippengewölbe und Pfeilerreihen an eine gotische Kathedrale erinnerten. Besonders spannend war die Information, dass hier einst die DDR Verdienstmedaillen verlieh und der Raum heute für Ausstellungen und Hochzeiten dient. Anschließend besichtigten wir den Wappensaal, ein stolzes 280 Quadratmeter großes Meisterwerk, mit Wänden aus rotem Thüringer Marmor und den Berliner Bezirkswappen auf den Fenstern – ein Raum voller Geschichte, der heute für den Empfang von Staatsgästen und festliche Anlässe genutzt wird. Der Rundgang endete im Festsaal, dem größten Raum des Rathauses, der mit seinen riesigen Bogenfenstern und dem monumentalen Gemälde von Anton von Werner an den Berliner Kongress von 1878 erinnert. Der Raum strahlt eine monumentale Feierlichkeit aus und ließ uns staunen.
Um 15 Uhr setzten wir unsere Tour fort und fuhren gemeinsam mit dem ÖPNV zum Brandenburger Tor. Die ikonische Sehenswürdigkeit durfte bei unserer Reise natürlich nicht fehlen, und wir nutzten die Zeit für obligatorische Gruppenfotos und eine entspannte Kaffeepause. Gestärkt schlenderten wir gemeinsam zum Jakob-Kaiser-Haus, wo um 16 Uhr ein Gespräch mit Matthias Seestern-Pauly, Bundestagsabgeordneter der FDP, auf dem Programm stand. Wir diskutierten über die Bedeutung von Freiwiligendiensten und die Herausforderungen, vor denen die Akteur:innen stehen. Ein zentrales Thema war der Bundeshaushalt 2025 und wie die Rahmenbedingungen für den Bundesfreiwilligendienst 27plus verbessert werden können. Ziel des Austauschs war es, auf die Bedürfnisse älterer Freiwilliger aufmerksam zu machen und politische Unterstützung für deren Engagement zu gewinnen. Dabei wurden konkrete Vorschläge erörtert, wie der BFD langfristig gestärkt und für künftige Teilnehmende attraktiver gestaltet werden kann. Es bleibt abzuwarten, was mit den Vorschlägen passiert. Herr Seestern-Pauly versprach, unsere Anliegen ans Ministerium weiterzuleiten und dessen Antworten zurück zu melden. Allerdings müsse man Geduld haben, warnte seine wissenschaftliche Mitarbeiterin vor.
Nach dem Gespräch teilte sich die Gruppe: Ein Teil fuhr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln direkt zum Restaurant, während der andere Teil die Gelegenheit nutzte, entspannt entlang der Spree zu spazieren. Der Weg führte uns vorbei an den markanten Stationen des politischen Berlins – dem Bundespresseamt, dem ARD-Hauptstadtstudio und dem Tränenpalast. Wir passierten die Ebertbrücke, die uns einen herrlichen Blick auf die Museumsinsel bot, und schlenderten schließlich an der Spreeuferpromenade entlang bis zum Monbijoupark. Der Spaziergang war der perfekte Abschluss eines intensiven Tages, bevor wir im traditionsreichen Restaurant „Restauration 1840“ am Hackeschen Markt einkehrten. Der unter Denkmalschutz stehende Backsteinbau des ältesten Berliner S-Bahnhofs versprühte historischen Charme, und das Restaurant verwöhnte uns mit herzhaften Berliner Spezialitäten und internationalen Klassikern. Ein wunderbarer Abend, der einen ereignisreichen Tag in Berlin perfekt abrundete.
Tag 3: Ein beschaulicher Abschluss in Berlin
Der dritte und letzte Tag unserer Bildungstage begann um 10 Uhr in der Hotellobby mit einer Abschluss- und Feedbackrunde. In lockerer Atmosphäre ließen wir die vergangenen Tage gemeinsam Revue passieren. Jede:r hatte die Möglichkeit, persönliche Eindrücke und Highlights zu teilen. Es war beeindruckend zu hören, wie vielfältig die Erlebnisse aufgenommen wurden: Während einige die politischen Einblicke im Bundestag hervorhoben, schwärmten andere von der besonderen Atmosphäre während der Spreefahrt oder den historischen Orten, die wir besucht hatten. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv, und es wurde deutlich, wie sehr die gemeinsame Zeit in Berlin die Gruppe zusammengeschweißt hatte.
Anschließend trennten sich unsere Wege kurz, damit jeder sein Gepäck an den Bahnhöfen einschließen konnte, die für die individuelle Heimreise am günstigsten waren. Ein Teil der Gruppe machte noch einen kurzen Abstecher zur Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz. Dieses ikonische Wahrzeichen Berlins, das die Zeit in verschiedenen Städten der Welt anzeigt, faszinierte uns alle. Vor dem gewaltigen Ziffernring versammelten wir uns zu einem letzten Gruppenfoto, während die lebhafte Atmosphäre des Alexanderplatzes uns noch einmal die Dynamik dieser Stadt spüren ließ. Um 11:45 Uhr trafen wir uns dann alle wieder an der Anlegestelle „Alte Börse“ in der Nähe des Hackeschen Marktes für eine besondere finale Etappe: eine einstündige Flussfahrt auf der Spree bei schönstem Spätsommerwetter. Die Stadt vom Wasser aus zu betrachten, bot uns noch einmal eine ganz neue Perspektive auf die vielen Sehenswürdigkeiten, die wir in den vergangenen Tagen bereits besucht hatten. Zunächst ging es Richtung Osten: Der Berliner Dom und der majestätische Fernsehturm ragten in den Himmel, während wir am charmanten Nikolaiviertel und dem historischen Marstall vorbeiglitten. Die Mühlendammschleuse markierte den Wendepunkt, und wir fuhren zurück zur Anlegestelle, bevor wir in Richtung Westen weiterschifften.
Nun eröffnete sich der Blick auf die prachtvolle Museumsinsel, flankiert von der Alten Nationalgalerie, dem Pergamonmuseum und dem Bodemuseum. Der Monbijoupark, der uns bereits am Vortag einen ruhigen Spaziergang beschert hatte, zeigte sich von der Spree aus noch einmal in voller Pracht. Weiter ging es am Schiffbauerdamm und dem geschichtsträchtigen Tränenpalast vorbei, und bald tauchten wir ein in das Regierungsviertel: Der Reichstag, das Bundeskanzleramt und das Paul-Löbe-Haus zogen an uns vorüber, begleitet von den markanten Fassaden des Hauptbahnhofs und des Hauses der Kulturen der Welt.
Der Blick auf die modernen Bauten vermischte sich mit der historischen Kulisse Berlins – eine eindrucksvolle Mischung, die den Charme der Stadt widerspiegelt. Pünktlich kehrten wir zur Anlegestelle „Alte Börse“ zurück, wo sich die Gruppe gegen 12 Uhr verabschiedete.
Mein Fazit
Die drei Tage in Berlin waren für mich ein voller Erfolg, und das Highlight waren definitiv die Menschen, die ich kennenlernen bzw. wiedersehen durfte. Diese Begegnungen verdeutlichen mir immer wieder, warum ich meine Arbeit liebe. Es war einfach großartig zu sehen, wie schnell sich die Teilnehmenden miteinander verbunden haben und wie offene und bereichernde Gespräche entstanden sind. Die Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen, die jede:r Einzelne mitbrachte, hat nicht nur die gemeinsame Zeit bereichert, sondern auch neue Impulse gesetzt.
Vielen Dank für eure Flexibilität, euren Humor, eure Offenheit und Begeisterung. Ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Erlebnisse!
Ein ganz besonderer Dank geht an meine Kollegin Simone! Ihre Unterstützung – sowohl bei der Planung als auch vor Ort – war für mich unglaublich wertvoll. Sie hat in vielen Momenten den Überblick behalten und mir den Rücken freigehalten, sodass ich mich voll auf die Gruppe und das Programm konzentrieren konnte.